Gemeinsam auf Zeitreise gehen

Die Petrischule prägt das Bild Mühlhausens schon seit vielen Jahrzehnten. Günter Körbers inhaltliche Recherchen und sein Bildmaterial haben es uns ermöglicht, eine Historie zu erstellen. 

Küsterschule der Petrikirche
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14. Jahrhundert: Am Anfang stand erst einmal die Petrikirche, zu der wohl schon im 16. Jahrhundert eine Küsterschule gehörte. Damals waren die Vorstädte noch wenig bebaut. So gehörten zur Vorstadt Petri- Margarethen etwa 170 Häuser am Blobach, am heutigen Petristeinweg, der Schaffentorstraße und der Ammerstraße. Eine Schulpflicht gab es noch nicht. Begüterte Bürger schickten ihre Söhne aufs Gymnasium (Neue Straße). In den Vorstädten wohnten damals nur die einfachen Leute, die kein volles Bürgerrecht hatten.

Bau der alten Petrischule
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Alte Petrischule in Mühlhausen, Thüringen, aus dem Bildarchiv von Günter Körber.

Als Mühlhausen 1802 preußisch wurde, gab es bereits für Jungen als auch für Mädchen die Schulpflicht. 1838 wurde an der Ecke Petristeinweg/Petriteich die alte Petrischule gebaut. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Vorstädte weiter und auch in der Vorstadt Petri-Margarethen entstanden neue Straßen. Es wurden neue Fabriken wie die Lederfabrik Stephan im Johannistal und die Metallwarenfabrik Franke hinter der Harwand gegründet. Zudem entstanden zahlreiche neue Wohnhäuser. Die Einwohnerzahl der Stadt hatte sich um 1900 fast verdreifacht.

In der “neuen” alten Schule waren jetzt die Klassen nach Jungen und Mädchen getrennt, aber nicht mehr als Ein-Klassen-Schule, sondern bereits nach dem Alter der Schüler gestaffelt. Der Rohrstock gehörte zu den wichtigsten Mitteln, um Zucht und Ordnung durchzusetzen. 1868 bekam die Petrischule einen eigenen Rektor.
Eröffnung der neuen Petrischule
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1894, die Geburtsstunde der Petrischule in Mühlhausen.

Am 3.9.1894 wurde die neue Petrischule am Petriteich eröffnet. Das stattliche Gebäude war ebenfalls nach Jungen und Mädchen getrennt. Die Trennung galt dann ebenso für den Pausenhof und für den Toilettenbau. Die Turnhalle wurde im Wechsel genutzt. 1896 kam dann noch die städtische Koch- und Haushaltungsschule (rechts auf dem Hof) hinzu, in der etwa 100 Schülerinnen aus der Stadt an das Leben als Hausfrau herangeführt werden sollten.

Besonderheit: Klassenfoto
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Um 1900 hatte sich die Fotografie immer mehr durchgesetzt und es entstanden die ersten Familien- und Klassenfotos. Übrigens wurden damals auch oft mehrere Klassen auf den Fotos verewigt. Es war schon ein besonderes Ereignis, wenn der Fotograf kam.

Rektor im Ruhestand
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1906 ging der Rektor der Petrischule, Herr Renneberg, nach 60 Dienstjahren in den Ruhestand. Ein wichtiges Lehrbuch war damals das sogenannte Realienbuch. Ein Buch, das sich aber nicht jeder leisten konnte. Geschichte, Erdkunde und Naturkunde ( vorrangig Biologie und Physik) wurden darin zusammengefasst. In diesem Lehrbuch fanden sich die ersten Bilder, meist als Zeichnungen.

Für die Arbeiterkinder reichte es meist, wenn sie lesen, schreiben, rechnen konnten und gute Noten in Fleiß, Ordnung und Betragen hatten.
Beginn 1. Weltkrieg
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Am 1. August 1914 begann der 1.Weltkrieg. Viele Väter wurden eingezogen, sie kamen an die Front. Es dauerte nicht lange, ehe die ersten Verwundeten zurückkehrten. Neben verschiedenen großen Saalgaststätten wurden auch mehrere Schulen als Lazarett für die Verwundeten eingerichtet. Im Februar und März 1917 wurden alle Schulen wegen Kohlenmangel geschlossen. In den letzten Kriegsjahren kam es dann immer wieder zu Engpässen in der Lebensmittelversorgung und die Schulkinder mussten Ähren und Bucheckern lesen gehen. Auch in den Nachkriegsjahren herrschten noch Kohlen- und Lebensmittelmangel. 1919: In den Schulen wurden die Bilder der preußischen Kaiser aus den Klassenzimmern entfernt. Die alte Petrischule (Ecke Petristeinweg) wurde zu Wohnungen ausgebaut.

Klassenstärke: 40 Kinder
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Noch bis Mitte der dreißiger Jahre waren Schiefertafel und Schiefergriffel die wichtigsten Schreibgeräte in den unteren Klassen. Schwamm und Tafellappen komplementierten das Set. Erst in den folgenden Klassen wurden dann Federhalter und Schreibhefte benutzt. Die Tinte befand sich in den Tintenfässern der Schulbänke. Die Schreibutensilien gab es in dem kleinen Schreibwarenladen gleich neben der Schule am Petriteich 15. Auf dem Foto zu sehen: Klasse 4a von Lehrer Höpel, im Jahr 1930. Bei vier Schülern in einer Bank und insgesamt 10 Bänken in der Klasse, bestand damals so eine Klasse aus vierzig Schülern.

Wimpel immer dabei
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Auf Wandertagen wurde der Klassenwimpel mitgeführt, wie hier 1934 mit Lehrer Höpel.

Rektor der Petrischule war damals Herr Helmbold.

Wer unterrichtete?
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1934 war Lehrer Leineweber noch in Zivil, aber später als Konrektor trug er an den politischen Feiertagen die braune Uniform des Ortsgruppenleiters.
Zum Lehrerstamm gehörten damals: Herr Mögling, Herr Höpel, Herr Gottschalk, Herr Elendt, Herr Thys, Frau Eiche, Frau Grau, Frau Leithäuser.

Dietrich-Eckardt-Schule
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1939 wurde die Petrischule in Dietrich-Eckardt-Schule umbenannt, auch die anderen Schulen der Stadt erhielten neue Namen. Die Oberschule wurde zur “Deutschritterschule”.
Zum Fahnenappell in der Schule mussten die Schüler Uniform tragen.
Der Sport nahm eine wichtige Rolle im Unterricht ein und aus dem Keulenwurf wurde dann auch schon mal der Handgranatenweitwurf. Es dauerte nicht lange und die ehemaligen Schüler der Petrischule mussten dann richtige Handgranaten werfen: Der zweite Weltkrieg hatte im September 1939 begonnen!

Petrischule wird Lazarett
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In den letzten Kriegsjahren wurde die Petrischule wieder als Lazarett genutzt. Die Schüler/innen mussten jetzt in die alte Nikolaischule in der Körnergasse gehen, wo der Unterricht im Schichtbetrieb stattfand. Oft fiel der Unterricht aber ganz aus, weil es immer öfter Fliegeralarm gab. Deshalb hörte man im Volksempfänger statt der bisherigen Sondermeldungen nun vorwiegend die Luftlagemeldungen.

Erneute Namensänderung
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Im Mai 1945 war das Ende des zweiten Weltkrieges!
Noch in diesem Jahr erhielt die Petrischule ihren Namen wieder. Aus der vorherigen Dietrich-Eckardt-Schule wurde wieder die Petrischule!

Geburtstag: 125 Jahre
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Wir feiern 125 Jahre Petrischule: Festwoche, Festgottesdienst und jede Menge Aktionen für (ehemalige) Schüler/innen, Erziehungsberechtigte und Interessierte! Für dieses Jubiläum bauten ausgewählte Schüler/innen im Fach Technisches Werken gemeinsam mit Lehrer Reinhard Marx eine Nachbildung der Petrischule (siehe Foto).

Corona bestimmt den Alltag
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Petrischule ist eine staatliche Regelschule in Mühlhausen

Corona ist das bestimmende Thema, mittlerweile auch im Schulalltag.
Homeschooling – Für Lehrer/innen, Schüler/innen und auch die Eltern eine völlig neue Situation. Eine Situation, die es galt gemeinsam zu bewältigen!

Schuljahr 2021/2022: Präsenzunterricht war wieder erlaubt. Maskenpflicht, auch für Schüler/innen, wurde obligatorisch.